Montag, Oktober 09, 2006

 

wildzeit

ich bin kein jäger, ganz und gar nicht. somit gehöre ich zu der spezies der wenigen männer, welche während der jagtzeit ohne henrystutzen über der schulter frei im dorf umhergehen dürfen. doch nun ist die jagtzeit vorbei. es ist wieder ruhe im wald. die tiere im gehölz atmen hörbar tief durch. die im wald so fremden menschen, die mit ebenso fremden schiesswerkzeug auf fremde tiere schossen, sitzen nun wieder an ihrem so geliebten stammtischen. so auch ich. das noch vor tagen friedlich durch den wald hüpfende bambi liegt nun genauso friedlich vor mir auf dem teller. so überrascht, wie mein mit rotkraut garniertes bambi vom schuss des jägers war, so überrascht war ich ab dem übereifrigen chefkoch neben mir am tisch. „mein gnädiger herr, wünschen sie preiselbeeren an die birne“ haucht der weiss gemütze in reinstem österreicher dialekt. erschrocken über das plötzliche auftauchen des küchenhirsches und wohl etwas zu laut, antworte ich „nein, ich wünsche keine preiselbeeren an meine birne - und wenn ihnen mein äusseres nicht passt, gehe ich auch gerne in ein anders lokal essen“. der koch verschwand ohne kommentar im dickicht seiner küche. dafür stand kurze zeit spärter, wie ein in die treibjagt geratenes wildschwein, der herr des hauses am tisch. er entschuldigte sich für die verfängliche wortwahl seines koches und bot zum zeichen der gastfreundschaft einen einheimischen rotwein zur versöhnung an. gut gebrüllt bambi...

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