Sonntag, Oktober 29, 2006

 

gespenst

es ist die nacht der zeitumstellung. unser jüngster wird hell wach als er dies hört. „dann ist heute also die nacht der gespenster“ schaut er fragend in die runde. zögernd bejahen wir. „gut, ich will auch gespenstern“ war seine antwort und verschwand auf dem palantschin. kurze zeit später stand er mit einem alten weissen leinentuch in der stüvetta. seine beiden schwestern halfen eifrig aus dem kleinen sky ein richtiges gespenst zu machen. nach dem abendbrot huschte er schnell ins bett und stellte seinen wecker auf mitternacht. als das grüne scheppernde ungeheuer die geisterstunde einläutete, werden alle im hause wach, nur unser kleines gespengst nicht. als am andern morgen sky verschlafenen an meinem bett stand, konnte er seine eigene geschichte nicht glauben. „also...“ hob er selbstsicher an „dann werde ich halt heute nacht alleine spucken, ohne all die anderen gespenster". mach's gute kleines gespenst...

Samstag, Oktober 21, 2006

 

dadaist

wer kennt den spruch nicht „wann sind wir da“. spätestens seit shrek ist auch den kinderlosen unter uns enddreissigern bewusst, wie nervend diese vier worte sein können. wir sind wieder einmal nach zürich unterwegs. business as usual. doch da ferien sind, fahren heute unsere drei kinder mit. nicht ganz unfreiwillig. bereits 10 minuten nach dem start in bergün, also irgendwo auf der neuen umfahrungen filisur fragt unser jüngster an board „wann sind wir da“. neun, zehn, elf mal. giuli unser wortgewaltigste fährt verbal dazwischen „wir fahren nicht nach ‚da’ sondern nach ‚dort’“. ruhe im auto. „aber ich will nicht nach ‚dort’“ war die antwort von sky, nachdem er sich wieder gefangen hatte, „ich will nach ‚da’“ und weiter „du papi stimmt das, dass wir nach ‚dort’ fahren - wo ist ,dort’ eigentlich“. die beste aller tv produzentinnen diesseits der mmc studios korriegiert „wir fahren nach zürich“. sky sichtlich triumphierend zu seiner schwester „siehst du ich habe recht, wir fahren nach ‚da’“. willkommen im dadaismus...

Montag, Oktober 16, 2006

 

echo

ich bin mit sky unterwegs auf darlux. mittagessen bei jösy. mit vollem bauch und nach einem guten hauskaffee wandern wir gemütlich zu tal. auf dem weg ruft sky immer wieder das echo an. nach einiger zeit kommen wir an eine stelle, wo unser kleinster tatsächlich ein echo bekommt. sky war überrascht. „du papi, wo wohn der herr echo“. „nun, der wohnt wie in einem adlerhost, in einer kleinen hütte mitten in der felswand“ antworte ich. sky versucht alle möglichen sprüche und promt bekommt er zu seiner grossen freude immer ein echo retour. wir sind schon wieder ein stück gelaufen, da stellt sky analytisch fest. „du, der herr echo hat aber keine gute schule besucht“. „wie kommst du darauf“ fragte ich neugierig. „nun, der hat mir ja alles nur nachgeplappert und wer nachplappert ist blöd. sagt mina.“ was soll ich dazu sagen. hallo echo...

Freitag, Oktober 13, 2006

 

shampoo

es war schon abend. unser jüngster sollte zu bett. um die zeit des wachbleibens so lange wie möglich hinaus zu ziehen, schlug er vor, noch ein bad zu nehmen. wieso nicht. wenn er schon mal ausserplanmässig seinem reinlichkeitstrieb nachkommen mag. ich setze mich zu sky ins badezimmer und wir sprechen unter männern über gott und die welt. beim haare waschen stellt sky dann die ultimative frage. „welche haarfarbe hat gott“. ich musste passen. „vielleicht grau, weil er schon ein alter mann ist“ antwortete ich ungelenk. aus einem berg von shampooschaum blinzelte sky mich an und meinte „okey, ich frage mal götti didi“. „wieso götti“ fragte ich etwas düpiert. „der götti war doch im katmandu und hat dort buda getroffen“, „ja schon aber...“ ich kam nicht weiter „und buda kennt doch sicher gott“. ich sah mich in einem auswegslosen theologischen irrgarten. „wenn alles so einfach wäre....“ wollte ich weiter fahren. doch sky hatte die lösung ohne mich gefunden. „ich frage götti, ob er für mich nicht buda anruft und nach der haarfarbe von gott frägt“. nun, wenn dies götti didi hinbekommt, würde mich dies nicht erstaunen. es lebe der hennastrauch...

Montag, Oktober 09, 2006

 

wildzeit

ich bin kein jäger, ganz und gar nicht. somit gehöre ich zu der spezies der wenigen männer, welche während der jagtzeit ohne henrystutzen über der schulter frei im dorf umhergehen dürfen. doch nun ist die jagtzeit vorbei. es ist wieder ruhe im wald. die tiere im gehölz atmen hörbar tief durch. die im wald so fremden menschen, die mit ebenso fremden schiesswerkzeug auf fremde tiere schossen, sitzen nun wieder an ihrem so geliebten stammtischen. so auch ich. das noch vor tagen friedlich durch den wald hüpfende bambi liegt nun genauso friedlich vor mir auf dem teller. so überrascht, wie mein mit rotkraut garniertes bambi vom schuss des jägers war, so überrascht war ich ab dem übereifrigen chefkoch neben mir am tisch. „mein gnädiger herr, wünschen sie preiselbeeren an die birne“ haucht der weiss gemütze in reinstem österreicher dialekt. erschrocken über das plötzliche auftauchen des küchenhirsches und wohl etwas zu laut, antworte ich „nein, ich wünsche keine preiselbeeren an meine birne - und wenn ihnen mein äusseres nicht passt, gehe ich auch gerne in ein anders lokal essen“. der koch verschwand ohne kommentar im dickicht seiner küche. dafür stand kurze zeit spärter, wie ein in die treibjagt geratenes wildschwein, der herr des hauses am tisch. er entschuldigte sich für die verfängliche wortwahl seines koches und bot zum zeichen der gastfreundschaft einen einheimischen rotwein zur versöhnung an. gut gebrüllt bambi...

 

eis

es ist einer der wunderschönen herbsttage die uns die berge immer wieder bescheren. der tief blaue himmel blinzelt durch die noch zugezogenen vorhänge unseres schlaffzimmers. auf dem tagesprogramm steht eine rekognoszierung einer lokation im engadin für ein bevorstehendes filmprojekt. voller tatendrang springt die beste tv produzentin diesseits der mmc studios aus dem bett um die vorhänge schwungvoll zu öffnen. doch zu meinem grossen erstaunen war sie genauso schwungvoll wieder im bett. „was ist geschehen“ war meine frage.
„da draussen ist alles gefroren, sogar die windschutzscheibe unseres geliebten autos“ sprach die tv produzentin und zog die bettdecke über den kopf. nach dem frühstück wurde entschieden, dass anstelle der reko im engadin die sauna in bad alvaneu der richtige arbeitsort für heute sei. es lebe die welt der illusion...

Montag, Oktober 02, 2006

 

fährimaa

unser freund und kabarettist renato hat unseren kinder seine aktuelle märchen cd geschenkt. nach nur einer woche kann nicht nur sky, sondern auch wir erwachsenen den gesamten text auswendig. die geschichte endet damit, dass der rattenfänger von basel zum lohn ein jahres-abo für die basler fähri erhält. vor tagen fragte mich sky beiläufig beim zu bett gehen „du, wenn wir einmal in basel sind, können wir fähri fahren gehen“. als nun unser jüngster und ich in basel zum geburtstag meiner mutter und meines bruders eingeladen waren, kam die frage wieder auf. wie das leben so spielt, war auf der grossen geburtstagsfeier auch der basler fährimaa willi zu gast. sky und willi freundeten sich sogleich an. die beiden haben sich tags drauf zum fähri fahren verabredet. nach dem sonntags-brunch stapfen wir beide zur fähri im dalbenloch. der willi wartete schon sehnsüchtig auf seinen kleinen gast aus bergün. sky war im fährihimmel. „du willi, wo sind den die batterien für die fähri“. willi fragte verdutzt nach, was er mit batterien meint. „ja - die batterien halt, welche machen das die fähri fahrt“. der fährimaa erklärt sky geduldig warum sein kleines schiff von ufer zu ufer pendelt. ohne batterien. sky ist begeistert. nach über einer stunde hin und her fahren und einer leergegessenen läkerli dose gehen wir von bord. sky winkt willi und der fähri noch lange nach. „du papi, kann ich in bergün nicht auch eine fähri haben“. schiff ahoi...

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