Freitag, September 29, 2006

 

wecker

unser jüngster hat sich vor jahren in einen grünen wecker verliebt. dieser thront seither stolz neben seinem bett sowie unzählige andere dinge die sky liebt. nach nun fast einem jahr hat sky doch noch entdeckt, dass der wecker auch klingeln kann. nachdem, so glaube ich zumindest, dass ganze dorf durch das schrille scheppern des grünen ungeheures zu allen möglichen und unmöglichen nachtzeiten geweckt wurde, haben wir nun sky’s wecker auf 07:00 h konditioniert. pünktlich wie eine schweizer uhr klingelte auch heute der wecker bei sky. promt war das ganze haus auch wach. nachdem unsere älteste mich auf dem weg in unser bad mit ihrem pubertierenden morgenblick und mit den worten „wollt ihr jetzt alle immer um diese unchristliche uhrzeit aufstehen“ bestraft hat, entschloss ich mich nochmals zu sky unter die bettdecke zu kuscheln. mit verschlafenem blick und verträumten worten fragte er mich „muss der wecker immer mitten in der nacht klingeln“. noch den bösen morgenblick von melina im genick, strich ich sky’s frage ausweichend, durch sein verwuscheltes haar. doch sky insistierte. „papi, jemand muss den wecker belehren, dass er nicht immer zur falschen zeit wecken soll“. gut wir werden den jemand suchen, versprach ich sky. uns allen ein guten tag...

Mittwoch, September 27, 2006

 

basileia

es ist noch grauer morgen. mit einem kaffee sitze ich mit unserer ältesten tochter im büro und besprechen mit ihr das heute bevorstehende diktat. das telefon klingelt. gerd, ein freund und redaktionsleiter eines yellowpress magazins ruf in aller herrgottsfrühe an. nach luft schnappend und ohne grosse nettigkeiten brustete er aus dem hörer „wir brauchen die story über das musical basileia, gleich jetzt oder spätestens morgen“. morgen. morgen, ist ein gutes stichwort dachte ich und bestraffte mein gesprächspartner im nebligen zürich mit sonniger überschwänglicher höfflichkeit. „guten morgen mein lieber freund. wie geht es dir und wie kann ich dir helfen“. stille kehrte auf der andern seite ein und unsere musterschülerin mina verschluckte sich ob der übertrieben begrüssung am heissen kaffee. es brauchte jedoch nicht lange bis sich gerd wieder gefangen hatte. „ja denkst du wir bekommen das hin“ fragte es aus zürich zögernd. „wir, wieso wir. kommst du auch mit“ frage ich. gerd etwas verstört „nein ich habe keine zeit. ich muss die nummer 22 fertig bekommen und die basileia geschichte fehlt“. „also gut, ich bekomme das hin – aber nur wenn der fotograph und die redaktion pünktlich auf dem set steht“. mina zieht die augenbrauen hoch. gerd und ich verabschieden uns. „was war das“ fragte mina verwundert nach. „yellowpress gerd“ antwortete ich. „nein nicht der typ. deine art. wie bekommst du dies hin, so früh am morgen“ und so egoistisch wie pubertierende hühner nun sind. „könntest du nicht gleich jetzt meinem lehrer anrufen und ihm auf deine nette art klarmachen, dass ich heute die prüfung nicht schreiben werde“. gerne geschehen mina...

Donnerstag, September 21, 2006

 

velo

die schule bergün fährt von genf nach zürich. mit dem fahrrad oder besser velo. unsere älteste fährt ebenfalls mit. schon tage bevor die klasse hier in bergün in den zug stieg, war melina und ihre kolleginnen überaus hektisch. unser haus glich einem bienenstock und einer fahrradwerkstatt zugleich. die vorfreude sei die schönste freue, hat meine mutter jeweils in der adventszeit gesagt. so war es auch bei melina. nur, dass die fahrradzeit kaum was mit advent zu tun hat, wie sky bemerkte. giuli, unsere mittlere widerspricht sky hämisch „an weihnachten bekommen wir geschenke und in der fahrradzeit fährt mina weg. dies ist auch ein geschenk“. bevor der verbale streit zwischen den mädchen handgreiflich wurde, konnte die beste tv produzentin diesseits der mmc studios gerade noch das vorderrad davor retten mit einer acht aus dem verkehr gezogen zu werden. kaum war mina in genf angekommen, hatten wir schon den ersten anruf aus der romandie „könnt ihr mich bitte nicht wieder abholen“. erstaunt über die bitte, fragt unsere tv produzentin wieso. die antwort hätte einfacher nicht sein können. „mein po und meine beine schmerzen und alle reden nur französisch“. also doch. die vorfreude ist die schönste freude.

Mittwoch, September 20, 2006

 

bravo

es ist nun genau 10 jahre her, als ich zur 30 jahr feier der zeitschrift bravo eingeladen war. wohlgemerkt ohne das ich als junge je eine bravo gekauft hatte. ein anlass wo sternchen, stars und menschen sich begegneten. die eine so glatt und glänzend wie das papier, auf welches die bravo wöchentlich gedruckt wird. andere eher etwas verblichen und langweilig wie die konkurrenz der bravo. viele aber auch mit der grösse der bravo, sowie inge meisel, piere brice und thomas gottschalk, welche mit uns die after show party verbrachten.
nun stolpere ich in köln an der hohenstrasse über den wälzer „4o jahre bravo“. ich brauchte keine 40 sekunden um zu überlegen ob ich dieses ding brauche. als ich auf der ersten seite dann noch den namen teddy hoersch lass, war klar. das ding muss mit mir in die schweiz. ich wusste auch schon seinen platz. rechts im sulér regal. dort wo teddy seit jahren seine persönliche whisky flasche stehen hat. am flughafen wurde ich aber für meine habgierige büchersucht bestraft. übergewicht. so nahm ich den über 5 kilo schweren wälzer wieder aus dem gepäck. packte ihn unter den arm und ging durch die passkontrolle. mit teddys übergewicht auf meinen knien sitze ich im engen airbus nach zürich. die stewardess ungewohnt höflich und überaus charmant. beim aussteigen aus dem flugzeugt zwinkert mir die stewardess nochmals mit den worten zu „wären sie mein vater, ich wäre so stolz auf sie“. ich entgegnete „wieso das denn...“. mit einem charmanten lächeln antwortete sie „was kann sich ein mädchen mehr wünschen, als die bravo von papa geschenkt zu bekommen“. na bravo - so kann mann sich täuschen.

Mittwoch, September 13, 2006

 

jagt

in graubünden ist jagtzeit. wieder einmal bin ich einer der wenigen männer die im dorf sind. ansonsten ist schonzeit für alle frauen im kanton. schonzeit von lästigen ehepartnern. mein freund almi ruf aus dem nicht bünderland an und erkundigt sich was die jagt so mache. ich schlage ihm vor, doch einfach vorbei zu kommen und wir würden zu jösy wild essen gehen. trocken antwortet er, zur jagtzeit gehe er nicht gerne in die einschlägigen wild-restaurants essen. dies, weil die wirte ihm immerzu fragen würden „ob er gerne preiselbeeren an die birne hätte“. dies fände er überhaupt nicht lustig. er könne ja nichts dafür, dass er so charmant aussehe. als ich die geschichte der besten tv produzentin diesseits der mmc studios erzähle, kann sich diese vor lauter lachen nicht mehr halten. es kullern ihr sogar tränen über ihre wangen. unser kleiner sky fragt entsetzt „mama wieso weinst du“. "weil die geschichte so lustig sei“ antwortet die tv produzentin giggelnd. sky darauf erstaunt und umso nüchterner„weinen ist aber nicht lustig“. da beisst sich der fuchs in den eigenen schwanz. besser so herum, als wenn dies der jäger täte...

Samstag, September 09, 2006

 

maria & zorika

wir haben freunde in basel und zürich, welche neben dem geschirrspüler, dem wäschetrockner, der microwelle auch eine maria oder zorika im hause haben. eine gute seele. ein hilfe die nicht nur die hemden des ehrenwerten herrschers des hauses bügelt, sondern auch der überaus charmanten gattin die villa in schuss hält. der freitag hat auch das letzte dorf im albulatal erreicht. und somit kommen morgen samstag die mischols. was soviel wie frühlingsputz im herbst bedeutet. alle mann an deck. beim gemeinsamen mittagessen erklärt die beste tv produzentin diesseits der mmc studios, was sache ist. in den gesichtern unserer kinder spiegelt sich leider kein enthusiasmus. eher kellertiefe totengräber stimmung. giuli nimmt auf die eingangs gennanten freunde der grossstadt bezug. „warum haben wir keine maria wie die anderen“ fragt sie mit genervter stimme. „weil wir keine vermögen“ war die knappe antwort unserer tv produzentin. sky scheint mit sich zu ringen „ich habe noch etwas taschengeld. reicht das wenigstens für mein zimmer“. mina kann sich nun ihren kommentar auch nicht verkneifen. „na gut, so machen wir es halt. zum glück ist papa mischol psychologe. so kann er wenigstens nach dem reinemachen unsere angeschlagene psyche therapieren“. wo ist der staubsauger...

Freitag, September 08, 2006

 

herbst

der herbst naht. sky kam mit dem ersten goldenfarbigen baumblatt in die cha da fö gerannt. „schaut der herbst ist da und schon bald weihnachten“. seine grosse schwester blickte ihn mit verwunderten augen an. „weihnachten, du denkst an weihnachten. es ist doch noch sommer“. vor atemnot stotternd und sichtlich aufgebracht über die ignoranz seiner grossen schwester doppelt unser kleinster nach. dabei hält er sein goldiges blatt in die höhe, wie herr bundesrat moritz leuenberger seine schwurfinger bei der vereidigung. „nein, nein schau die blätter von meinem baumhaus baum sind alle schon farbig und fallen ab. es ist herbst“. die schwester gibt dem frieden zuliebe nach, auch wenn ihre augen sich deutlich den sommer noch länger hier oben wünschten. sky gibt sich zufrieden und schaut der grossen schwester ins gesicht. „sei nicht traurig mina, wir fahren ja in den herbstferien nochmals in den sommer in die toskana“. wie recht er doch hat, denn der winter hat uns ja letzte woche schon geküsst.

Mittwoch, September 06, 2006

 

wasserhydrant

gegen den späten nachmittag ist mir die arbeit zu kopf gestiegen. es dreht sich alles nur noch um ein neues, zu konzipierendes interaktives tv format. ich musste meinen kopf auslüften und ging einmal um unser haus. da kommt mir der kleine sky entgegen gerannt. „heute kommen die kühe. heute kommen die kühe“. „welche kühe" fragte ich. „die kühe vom bauern. sie kommen zu uns in den garten“ fügte er aufgeregt hinzu. ich schlug ihm vor, dass er mir doch mal zeigen solle, wo die kühe sind. tatsächlich da standen sie schon. direkt auf dem feld, welches an unseren garten grenzt. im selben augeblick, wie wir die kühe erblickten, begann die bäuerin die eine kuh am wasserhydrant, der mitten in der wiese steht, fest zu binden um diese zu melken. unser jüngster und die ebenfalls herbei gerannte giuli waren gleichermassen begeistert darüber für was so ein hydrant alles hinhalten muss. so dauerte es nicht lange, bis sky frage „du papi, können wir nicht auch so ein hydrant im garten haben. ich könnte dann die meerschweinchen mit einer langen schnurr daran festbinden“. „wieso dass....“ war meine frage. „ach weist du, die meerschweinchen haben mir gesagt, dass unser käfig zu klein sei“. unsere angehende meeresbiologin giuli gibt ihm recht. ich versuche zu erklären, dass im vergleich zur wildnis in südamerika, unser käfig zwar klein ist, jedoch, so verspreche ich sky, leben die meerschweinchen darin auch viel sicherer als in freier natur. sky studierte „aber jetzt sind doch die kühe da, die könnten doch die meerschweinchen vor wilden tier beschützen“. „na klar, deshalb hat es ja auch auf jedem polizeirevier kühe zum schutz der bevölkerung“ war giulis ironische antwort. wo sie recht hat, hat sie recht.

Dienstag, September 05, 2006

 

boccia vs. boule

unser kleines dorf, am ende des albulatales hat eine neue sportart entdeckt. boccia. so pflege ich es seit meiner kindheit zu nennen. wir gehen alle gemeinsam zum kurhausgarten. Im gepäck zwei kölsch, ein packung taccos inkl. sauce und die farbigen kugeln, welche die beste tv produzentin diesseits der mmc studios heute in der migros in thusis erworben hat. zuerst wird geleich das bier geöffnet und von der neuen parkbank aus die bahn gemustert. nach einer weile fragt unser jüngster „aber wo ist der besen“. „wieso besen“ frage ich nach. „es hat so viele kleine steine auf der bahn. die müssen alle weg, sonst kann ich hier nicht spielen“ war seine kecke antwort. „nun, dies ist mal beim boccia so“ antworte ich. „wir spielen hier aber boule“ antwortet energisch unsere tv produzentin. „nein, boccia“ antwortet sky. ich unterstütze ich tatkräftig. umso mehr fühlt sich unsere boule expertin in die enge gedrängt. es kommt zum pétanque. boccia vs. boule. unbemerkt haben unsere kids bereits ihr eigenen spiel begonnen. wir sind voll im carree. trotz meiner diplomatischen vorgehensweise, finden wir kein konsens. wir entscheiden uns auf ein terrain libre und suchen den computer im büro auf. bei nebenwirkungen fragen sie wikipedia oder einfach den apotheker. da es das letztere in unserem tal nicht gibt, bleibt die wahrheit der technik überlassen. boccia vs. boule. indecis par boule.

Samstag, September 02, 2006

 

buch ist da

in unserem bescheidenen haus hat es mehr dvd’s als in der bibliothek in dorf. oft kommen auch kollegen und leihen sich lieber bei uns eine dvd aus als in der bibliothek. das ist für mich soweit okey. schliesslich sind wir ja so was wie das medienhaus bergüns. nun ist es aber auch so, dass wir eine hohe dichte an büchern in unserem haus haben. nicht wegen mir. nein. die drei frauen dieses hauses verschlingen mehr bücher als unsere regale schlucken können. somit wird fleissig für nachschub gesorgt. heute brachte der pöstler wieder einen container voller bücher. wohin nur damit. medienbücher, belletristik, romane und ein kleines willi bitter blaues taschenbuch. welches mich gänzlich in seinen bann zog. charles chaplin die schlussrede aus „der grosse diktator“. ich kenne den film, aber die worte zu lesen, welche chaplin damals so grosse probleme bereiteten beeindruckt mich sehr. nach dem ich es in einem zug gelesenen hatte, gehe ich an den langen regalen im suler entlang. wo passt diese kleine blaue buch mit diesem grossartigen inhalt hin. ich finde kein platz welcher ihm gerecht würde. so steht es nun auf meinem schreibtisch und leuchtet mit seinem grandiosen inhalt und dem blauen umschlag in die triste graue und so unsensibel gewordene medienwelt von heute. danke charles.

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